Carolin Emcke

carolinemcke_andreaslabes2016© Andreas Labes

Warum sollte Carolin Emcke als erste Frau ins Schloss Bellevue?

Ich lasse jetzt mal alle bisher geübte Neutralität sausen. Fein austariert habe ich bisher einen bunten Strauß an Kandidatinnen für das Schloss Bellevue vorgestellt. Da war für jede politische Gesinnung in diesem Land, von AfDlern, Nazis und Verschwörungstheoretikern mal abgesehen, etwas dabei. Manche Kandidatinnen mochte ich mehr, andere weniger. Wichtig war und ist es mir, sie alle vorzustellen, klarzumachen: natürlich gibt es ausreichend Kandidatinnen für das Schloss Bellevue. Selbstverständlich! Heute mache ich eine Ausnahme. Denn ich habe soeben, mit einer Männergrippe auf der Couch sitzend, meine Ideal- und Traumbundespräsidentin eine Rede halten hören. Eine Rede, die so prägnant, so überfällig war, dass sie selbst meine von Erkältungsviren verstopften Gehörgänge wieder öffnen konnte.

Carolin Emcke sprach offen und mitreißend, von Herzen und mit Verstand, einfühlsam und kämpferisch. Sie machte klar, was Freiheit bedeutet – „Freiheit ist nichts, dass man besitzt, sondern etwas, das man tut“ –, was die Ausgegrenzten in dieser Gesellschaft verbindet – „die Zugehörigkeit zur Nicht-Zugehörigkeit“ –, wie abstrus der Umgang mit Minderheiten ist – „wir dürfen Reden halten in der Paulskirche, aber heiraten und Kinder adoptieren dürfen wir nicht?“ –, wozu der Fanatismus führt – „ausgrenzender Fanatismus beschädigt nicht nur die, die er sich zum Opfer sucht, sondern alle.“

Carolin Emcke ist die Art Bundespräsidentin, die unsere Zeit braucht. Eine, die sich klar, eindeutig und unerschrocken dem wieder aufkeimenden Fanatismus und Hass in dieser Gesellschaft entgegenstellt. Eine, die als Mitglied einer – immer noch diskriminierten – Minderheit in diesem Land ein Zeichen wäre, dass jede und jeder, wirklich alle ein Teil dieses Landes, dieser Gesellschaft sind, egal ob sie Männer oder Frauen lieben, ob oder an wen sie glauben, ob sie rote Haare oder eine braune Haut haben, ob sie Lisa oder Ahmed heißen. Eine, deren Wahl eine klare Botschaft wäre: ja, dieses demokratische Deutschland ist wehrhaft.

Normalerweise führe ich im Folgenden noch die biographischen Stationen der Kandidatinnen auf, statt dessen verweise ich einfach auf folgende Links und plädiere ansonsten einfach mal ihren Namen zu googeln, ihre Reden und Texte zu lesen:

Carolin Emckes Dankesrede anlässlich der Verleihung des Friedenspreises 2016

Persönliche Website von Carolin Emcke

Wikipedia-Eintrag über Carolin Emcke

Deine Meinung zu Carolin Emcke:

Hannelore Kraft

Hannelore Kraft© Land NRW / M. Hermenau

Warum sollte Hannelore Kraft als erste Frau ins Schloss Bellevue?

Darf ein Politiker sagen, dass ihm das jetzige Amt völlig ausfüllt? Dass er keinerlei Ambitionen hat auf ein höheres Amt und dies scheinbar auch noch ernst gemeint ist? Darf er sich Rufen verweigern, die ihn auffordern, sich der Verantwortung für die Partei, für das Land nicht zu entziehen? Gibt es so einen Politiker überhaupt? Und was passiert eigentlich, wenn eine Frau das macht? Wenn sie als Ministerpräsidentin nicht die Ersatzkanzlerin gibt? Dann wird ihr, gerne von Männern, vorgeworfen, sie mache sich klein. Sie verweigere Politik. Sie tut nicht das, was die Männer vor ihr taten: sich aufblasen, so zu tun, als sei man automatisch Reservekanzler, nur weil man das größte Bundesland regiert. Kein Mann sein. Hannelore Kraft hat mehrfach gezeigt, dass sie das Zeug für großes hat, dass sie beispielsweise Bundespräsidentin kann. Am augenfälligsten war dies auf der Trauerfeier nach der Love-Parade-Katastrophe 2010. Sie sprach, wie es keiner unserer bisherigen Bundespräsidenten besser, einfühlsamer hätte machen können. Dass sie sich dennoch entzieht, macht sie als Politikerin und auch als potenzielle Bundespräsidentin sympathischer. Genau diese Eigenschaft kann eine Bürgerpräsidentin ausmachen. Und im Bellevue brauchen wir eher eine Person, die sich selbst nicht so wichtig nimmt als einen Ersatzmonarchen.

Hannelore Kraft kam 1961 als Tochter einer Schaffnerin und eines Straßenbahnfahrers in Mühlheim an der Ruhr zur Welt. Nach dem Abitur machte sie zunächst eine Lehre zur Bankkauffrau und studierte von 1982 bis 1989 in Duisburg und am King’s College London Wirtschaftswissenschaften. Daran anschließend war sie als Unternehmensberaterin und Projektleiterin beim Zentrum für Innovation und Technik in Mühlheim tätig. Erst 2000 wurde Hannelore Kraft das erste Mal in ein politisches Amt gewählt. Sie ist seither Mitglied des Landtags von Nordrhein-Westfalen. 2001 wurde sie als Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten erstmals ins Kabinett berufen. Von 2002 bis 2005 amtierte sie als Wissenschaftsministerin. Nach der Wahlniederlage der SPD wurde Hannelore Kraft 2005 Oppositionsführerin. Seit 2010 ist sie Ministerpräsidentin Nordrhein-Westfalens.

Eine Bundespräsidentin Hannelore Kraft könnte sich insbesondere im Bereich der sozialen Gerechtigkeit engagieren.

Weitere Informationen über Hannelore Kraft:

Persönliche Website von Hannelore Kraft

Wikipedia-Eintrag über Hannelore Kraft

Artikel über Hannelore Kraft in der Zeit (Thema: Politikverweigerung, 19.05.2016)

Artikel über Hannelore Kraft in der Westdeutschen Zeitung (Thema: Kanzlerkandidatur, 29.11.2013)

Gespräch mit Hannelore Kraft:

Deine Meinung zu Hannelore Kraft:

Bärbel Dalichow

Bärbel Dalichow© Manfred Thomas (Bärbel Dalichow mit ihrer Mutter Brunhilde Hanke)

Warum sollte Bärbel Dalichow als erste Frau ins Schloss Bellevue?

Eine Bundespräsidentin, die aneckt, eine die nicht alles schönfärbt, die in deutlichen Worten – häufig auch undiplomatisch – sagt, wie die Dinge stehen. Eine solche Bundespräsidentin könnte dieses Land durchaus mal vertragen. Bärbel Dalichow wäre genau so eine Bundespräsidentin. Sie ist nie den bequemen Weg gegangen, obwohl dies für die Tochter der langjährigen Potsdamer Oberbürgermeisterin Brunhilde Hanke in der DDR der wesentlich leichtere gewesen wäre. Stattdessen entschied sie sich 1980 aus der DDR zu flüchten, doch wurden ihre Pläne von ihrem geschiedenen Mann verraten und Bärbel Dalichow von der Staatssicherheit verhaftet. Auch im letzten Jahrzehnt vor dem Mauerfall passte sie sich nicht an.

Geboren 1953 in Potsdam, volontierte sie zunächst bei der Berliner Zeitung, bevor sie von 1972 bis 1976 Kultur- und Kunstwissenschaften an der Humboldt-Universität studierte. Von 1977 bis 1985 war sie Abteilungsleiterin für Filmkunst im Filmmuseum Potsdam. Aufgrund immer stärker zu Tage tretender Differenzen, auch in der Nachfolge ihres Fluchtversuchs von 1980, beendete sie ihre Arbeit beim Filmmuseum und war ab 1985 als Verkäuferin für Uhren und Schmuck tätig. In der Wendezeit 1989/90 war sie im Neuen Forum aktiv. 1990 kehrte sie als Leiterin zurück ins Filmmuseum und blieb bis 2013 in dieser Position.

Eine Bundespräsidentin Bärbel Dalichow könnte sich insbesondere in kulturellen Belangen engagieren, könnte sich aber auch zu den Themen Demokratieverständnis und Zivilgesellschaft einbringen.

Weitere Informationen über Bärbel Dalichow:

Wikipedia-Eintrag über Bärbel Dalichow

Artikel über Bärbel Dalichow in den Potsdamer Neuesten Nachrichten (18.04.2013, Thema: Ihre Amtszeit als Direktorin des Potsdamer Filmmuseums)

Gespräch mit Bärbel Dalichow in Cicero (03.10.2010, Thema: Potsdam, DDR)

Gespräch mit Bärbel Dalichow:

Deine Meinung zu Bärbel Dalichow:

Petra Roth

Petra Roth© Das Portrait

Warum sollte Petra Roth als erste Frau ins Schloss Bellevue?

Wenn vor den vergangenen Bundesversammlungen der Name einer Frau immer wieder für das Schloss Bellevue gehandelt wurde, dann der von Petra Roth. Als ehemalige Oberbürgermeisterin der fünftgrößten Stadt Deutschlands hat Petra Roth Erfahrung in der Ausübung einiger der Hauptaufgaben einer Bundespräsidentin: Reden und Repräsentieren.

Geboren 1944 in Bremen, machte Petra Roth nach der Schule eine Ausbildung zur Arzthelferin in Freiburg im Breisgau. Seit 1964 in Frankfurt lebend, trat sie dort 1972 in die CDU ein. 1977 wurde sie in die Frankfurter Stadtversammlung, 1987 in den Hessischen Landtag gewählt. 1995 wurde sie als erste Frau zum Frankfurter Stadtoberhaupt gewählt. Während ihrer Amtszeit war sie dreimal Präsidentin des Deutschen Städtetages. Seit ihrem Rückzug aus der Politik 2012 engagiert sich Petra Roth unter anderem in mehreren Stiftungen.

Eine Bundespräsidentin Petra Roth könnte beispielsweise einen starken Fokus auf das Thema demographischer Wandel legen.

Weitere Informationen über Petra Roth:

Wikipedia-Eintrag über Petra Roth

Artikel über Petra Roth in der Frankfurter Neuen Presse (Thema: Portrait zum 70. Geburtstag, 03.05.2014) 

Artikel über Petra Roth in der Thüringischen Allgemeinen (Thema: Demographischer Wandel, 14.09.2012)

Gespräch mit Petra Roth in der Zeit (Thema: CDU in der Großstadt, 26.06.2014)

Rede von Petra Roth:

Deine Meinung zu Petra Roth:

Nicola Leibinger-Kammüller

Nicola Leibinger-Kammüller© Familienunternehmen.de

Warum sollte Nicola Leibinger-Kammüller als erste Frau ins Schloss Bellevue?

Eine Managerin als Bundespräsidentin? Warum eigentlich nicht? Schließlich hatten wir mit Horst Köhler schon einen Volkswirt und Bankenpräsident im Schloss Bellevue. Nicola Leibinger-Kammüller wäre eine ideale Kandidatin, hätten Union, FDP und Freie Wähler eine Mehrheit in der Bundesversammlung. Da sie diese nicht haben, wären sie auf den dritten Wahlgang angewiesen, in dem die einfache Mehrheit reicht, um eine Kandidatin ohne Hilfe aus dem Mitte-Links Lager zu wählen. Nicola Leibinger-Kammüller ist erfolgreiche Managerin eines Familienunternehmens, bezieht klare Positionen – beispielsweise zur Vermögenssteuer und der Frauenquote (sie ist gegen beides) – und sie ist bereit für Innovationen. So setzte sie in ihrem Unternehmen eine neue, für deutsche Verhältnisse geradezu revolutionäre Arbeitszeitgestaltung durch. Diese ermöglicht es den Mitarbeitern, so viel oder wenig zu arbeiten, wie es die jeweilige Lebenssituation erfordert. Ohne dass dies Konsequenzen auf die Karriere hätte. Es würde diesem Land sicherlich nicht schaden, von einer innovativen Bundespräsidentin repräsentiert zu werden.

Nicola Leibinger-Kammüller wurde 1959 in Ohio geboren, während ihr Vater dort als Entwicklungsingenieur in Cincinnati tätig war. Sie studierte in Freiburg, Vermont und Zürich – allerdings weder BWL noch VWL, sondern Germanistik, Anglistik und Japanologie und promovierte anschließend. In der Trumpf Gruppe, dem Familienunternehmen, arbeitet sie seit 1985, zunächst im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Von 1988 bis 1990 arbeitete sie für die Trumpf Corporation in Japan. 2005 übernahm Nicola Leibinger-Kammüller den Vorsitz der Geschäftsführung der Trumpf Gruppe. Sie ist zudem Mitglied im Aufsichtsrat der Siemens AG sowie der Axel Springer AG. Zudem engagiert sie sich in zahlreichen Stiftungen.

Eine Bundespräsidentin Nicola Leibinger-Kammüller könnte sich vor allem um das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf kümmern.

Weitere Informationen über Nicola Leibinger-Kammüller:

Wikipedia-Eintrag über Nicola Leibinger-Kammüller

Artikel über Nicola Leibinger-Kammüller in der Berliner Zeitung (Thema: Porträt, Arbeitszeitgestaltung, 06.07.2012)

Gespräch mit Nicola Leibinger-Kammüller in der Süddeutschen Zeitung (Thema: Unternehmensführung, Frauenquote, 07.11.2011)

Gespräch mit Nicola Leibinger-Kammüller im Zeit-Magazin (Thema: Familienunternehmen, Erziehung, 14.06.2016)

Vortrag von Nicola Leibinger-Kammüller:

Deine Meinung zu Nicola Leibinger-Kammüller:

Antje Vollmer

Antje Vollmer© Rudi Knoke

Warum sollte Antje Vollmer als erste Frau ins Schloss Bellevue?

In gewisser Hinsicht wäre Antje Vollmers Wahl in das Schloss Bellevue eine Fortsetzung der Präsidentschaft Joachim Gaucks. Schließlich arbeiteten beide als evangelische Pastoren. Aber da scheinen die Gemeinsamkeiten auch schon zu enden. Hier die Pazifistin, die den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan ablehnte, dort der Präsident, der den Einsatz befürwortet und Kritikern vorhält, einen taktischen, aber keinen kritischen Pazifismus zu pflegen. Hier der Kritiker Putins, dort die Kritikerin Gaucks, die diesem Ressentiments gegenüber Putin vorwirft. Die Liste ließe sich wahrscheinlich fortsetzen. Eine Bundespräsidentin Antje Vollmer wäre also ein klarer Bruch im Bellevue. Warum wäre sie dann eine gute Kandidatin? Zum einen ist ein Bruch nicht immer schlecht. Er kann auch klärend, heilend oder aufrüttelnd sein. Zum anderen ist es gut, wenn das Staatsoberhaupt auch aneckt. Zumindest das hätten Antje Vollmer und Joachim Gauck gemeinsam.

Geboren 1943 im westfälischen Lübbecke, absolvierte Antje Vollmer nach dem Abitur ein Studium der evangelischen Theologie in Berlin, Heidelberg, Tübingen und Paris. 1973 promovierte sie zum Dr. phil. Von 1971 bis 1974 war sie als Pastorin in Berlin-Wedding tätig. Davor und danach arbeitete sie als wissenschaftliche Assistentin und Dozentin. Antje Vollmer wurde 1983 als parteilose Kandidatin erstmals für die Grünen in den Bundestag gewählt. Zwei Jahre später trat sie der Partei bei. Sie war von 1984 bis 1985 und von 1989 bis 1990 Sprecherin ihrer Fraktion. Antje Vollmer war zudem von 1994 bis zu ihrem Ausscheiden aus dem Bundestag 2005 die erste grüne Vertreterin im Bundestagspräsidium.

Eine Bundespräsidentin Antje Vollmer könnte sich mit ihrem nüchternen Blick insbesondere im Bereich der Integration der Flüchtlinge engagieren.

Weitere Informationen über Antje Vollmer:

Persönliche Website von Antje Vollmer

Wikipedia-Eintrag über Antje Vollmer

Gespräch mit Antje Vollmer im Deutschlandfunk (Thema: Flüchtlingspolitik, 29.03.2016)

Gespräch mit Antje Vollmer in der Berliner Zeitung (Thema: Russland-Ukraine-Konflikt, 13.03.2014)

Gespräch mit Antje Vollmer im Deutschlandfunk (Thema: Ihre Biografie, 29.10.2010)

Vortrag von Antje Vollmer:

Deine Meinung zu Antje Vollmer:

Herta Müller

Herta Müller© Stephanie von Becker

Warum sollte Herta Müller als erste Frau ins Schloss Bellevue?

Was haben Estland und Irland gemeinsam? Beide haben mit Lennart Meri und Michael Higgins Schriftsteller in das Amt des Staatspräsidenten gewählt. Eine Schriftstellerin, noch dazu einen Nobelpreisträgerin, für das Schloss Bellevue vorzuschlagen ist also gar nicht so abwegig, wie manche vielleicht zunächst denken mögen. Es gibt nur wenige Personen, die uns das vergangene Jahrhundert und seine Bedeutung so eindrucksvoll vor Augen führen, wie Herta Müller dies tut. Ihre Biografie, ihre Person, zeigen uns, dass Deutschland nicht das homogene Land ist, dass sich manche wünschen, es auch nie das homogene Land war, nach dem sich einige sehnen. Ganz im Gegenteil zeigt sie in ihrer Biografie und in ihrem Werk, wie heterogen Deutschland war, ist und auch in Zukunft sein wird. Mit ihrer eigenen Fluchterfahrung, ihren erlittenen Qualen kann sie den Deutschen am Besten erklären, was zur Flucht führt und wie wichtig die Aufnahme und die Integration der hierher geflüchteten Menschen ist. Herta Müller wäre eine gut vorstellbare Kandidatin, sollten die großen Parteien bestrebt sein, eine überparteiliche Lösung  für das Amt der Bundespräsidentin zu finden.

Herta Müller kam 1953 als Banater Schwäbin, einer deutschen Minderheit, in Rumänien zur Welt. Sie lernte erst mit 15 Jahren die rumänische Sprache, studierte dennoch von 1973 bis 1976 in Timișoara Germanistik und Rumänistik. Als Übersetzerin in einer Maschinenfabrik wurde sie 1979 entlassen, nachdem sie sich geweigert hatte mit dem Geheimdienst Securitate zu kooperieren. In den folgenden Jahren arbeitete sie als Lehrerin und Kindergärtnerin. 1987 reiste Herta Müller nach Deutschland aus. Die erste Zeit musste sie in einem Auffanglager verbringen. Seit 1984 erscheinen ihre Werke in Deutschland. 2009 erhielt sie den Literaturnobelpreis.

Eine Bundespräsidentin Herta Müller könnte aufgrund ihrer Erfahrungen erklärend und vermittelnd bei der Aufnahme und Integration der Flüchtlinge wirken.

Weitere Informationen über Herta Müller:

Wikipedia-Eintrag über Herta Müller

Artikel über Herta Müller in der FAZ (Thema: Literaturnobelpreis, 11.10.2009)

Gespräch mit Herta Müller in der Rheinischen Post (Thema: Poesie und Politik, 28.08.2015)

Gespräch mit Herta Müller in der B.Z. (Thema: Diktatur, Flucht, Vorurteile, 08.06.2016)

Gespräch mit Herta Müller:

Deine Meinung zu Herta Müller:

Renate Schmidt

Renate Schmidt© renateschmidt.de

Warum sollte Renate Schmidt als erste Frau ins Schloss Bellevue?

Bereits seit sieben Jahren ist Renate Schmidt raus aus der aktiven Politik. In Rente. Aber nicht auf dem Altenteil. In einer Zeit, in der die Alten mehr, die Jungen weniger werden, in einer Zeit, in der Demographie eine so große Herausforderung ist, in einer Zeit, in der das Thema Altersarmut immer drängender wird, wäre es da nicht gut, eine Rentnerin ins Schloss Bellevue zu wählen? Renate Schmidt ist eine Frau, die diese Themen immer wieder aufgreift. Erst vergangenes Jahr erschien in Zusammenarbeit mit Helma Sick ihr Buch „Ein Mann ist keine Altersvorsorge“. Als Bundespräsidentin könnte Renate Schmidt eine Brücke zwischen den Generationen bauen.

Renate Schmidt wurde 1943 in Hanau geboren, verließ mit 17 Jahren schwanger das Gymnasium und begann nach der Geburt eine Ausbildung zur Programmiererin bei Quelle. Aus der Not heraus – sie musste das Geld verdienen, während ihr Mann studierte und sich um die Kinder kümmerte – entwickelte sich für die Zeit etwas Revolutionäres: Renate Schmidt ging auch nach dem Abschluss ihres Mannes weiter arbeiten, er blieb weiter Hausmann. 1972 wurde Renate Schmidt in den Betriebsrat bei Quelle gewählt. Im selben Jahr trat sie in die SPD ein. 1980 wurde sie erstmals in den Bundestag gewählt, dessen Vizepräsidentin sie von 1990 bis 1994 war. 1991 wurde sie zur Vorsitzenden der SPD Bayern gewählt und war drei Jahre später Spitzenkandidatin der SPD bei der Landtagswahl. Bis 2000 war sie die Vorsitzende ihrer Fraktion im Bayerischen Landtag. 2002 wurde sie von Gerhard Schröder als Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ins Kabinett berufen. 2005 schied sie aus dem Kabinett, 2009 auch aus dem Bundestag aus.

Eine Bundespräsidentin Renate Schmidt könnte sich insbesondere für den intergenerationellen Dialog einsetzen und Themen wie Altersarmut in den Vordergrund rücken.

Weitere Informationen über Renate Schmidt:

Persönliche Website von Renate Schmidt

Wikipedia-Eintrag über Renate Schmidt

Gespräch mit Renate Schmidt in Stern (Thema: „5 Fragen an“, 15.05.2012)

Gespräch mit Renate Schmidt in Süddeutsche Magazin (Thema: Frauen, Familie, Beruf, Heft 13/2015)

Gespräch mit Renate Schmidt:

(btw, Sookee for President in 2037!)

Deine Meinung zu Renate Schmidt:

Ulrike Guérot

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© Dominik Butzmann

Warum sollte Ulrike Guérot als erste Frau ins Schloss Bellevue?

Was wollen wir von einer Bundespräsidentin? Wie soll sie sein? Ausgleichend und friedensstiftend? Oder kontrovers und diskussionsfreudig? Nicht dass das eine das andere unmittelbar ausschlösse. Vielleicht ist eine diskussionsfreudige Bundespräsidentin, eine, die auch contra gibt, eine, über deren Aussagen wir angeregt diskutieren können, zur Zeit genau das Richtige für Deutschland. Vielleicht bedarf es einer Bundespräsidentin, die uns zur Diskussion miteinander, zum offenen Streit nötigt. Eine, die klare Positionen hat zu Migration und Europa. Eine, die sich aber auch offen und freudig dem Dissens stellt. Ulrike Guérot wäre eine faszinierende Kandidatin für das Schloss Bellevue in einer Zeit, in der wir wieder über Integration diskutieren, sei es die von Flüchtlingen oder die inneneuropäische. Sie wäre auf jeden Fall eine Kandidatin, die mit ihrer Forderung nach einer europäischen Republik aufhorchen lässt. Ulrike Guérot wäre eine Bundespräsidentin für unsere von vielen Unsicherheiten geprägten Zeit, in der es an klarer Positionierung häufig mangelt.

Geboren 1964 in Grevenbroich, studierte Ulrike Guérot Politikwissenschaften, Geschichte und Volkswirtschaft in Köln, Bonn, Paris und Münster. Sie promovierte 1995 in Münster über die Geschichte der französischen Sozialistischen Partei. Während der Promotion arbeitete sie für den außenpolitischen Sprecher der CDU/CSU Bundestagsfraktion Karl Lamers. Daran anschließend war sie für den ehemaligen EG-Kommissionspräsidenten Jacques Delors tätig. Von 1998 bis 2000 lehrte sie an der Johns Hopkins Universität in Washington. Nach drei Jahren bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, arbeitete sie von 2004 bis 2007 beim German Marshall Fund. Ab 2007 leitete Ulrike Guérot das Berliner Büro des European Council on Foreign Relations. 2014 war sie Mitgründerin des European Democracy Labs an der European School of Governance in Berlin. Seit April 2016 lehrt Ulrike Guérot als Professorin für Europapolitik und Demokratieforschung an der Donau-Universität Krems in Österreich.

Eine Bundespräsidentin Ulrike Guérot könnte vor allem einen politischen Diskurs in Deutschland in Gang setzen, sei es zu einem post-Brexit Europa oder zu Fragen der Integration von Flüchtlingen. Ihre Zeit im Bellevue wäre sicherlich nicht ohne Kontroversen. Die Frage stellt sich natürlich, ob es denn zur Zeit überhaupt eine Bundespräsidentin braucht, die keinerlei Kontoversen auslöst.

Weitere Informationen über Ulrike Guérot:

Persönliche Website von Ulrike Guérot

Wikipedia-Eintrag über Ulrike Guérot

Kommentar von Ulrike Guérot in der taz (Thema: Brexit, Europa, 24.06.2016)

Gespräch mit Ulrike Guérot in agora42 (Thema: Europäische Republik, 23.06.2016) 

Gespräch mit Ulrike Guérot in Deutschlandfunk (Thema: Migration, 26.02.2016)

Vortrag von Ulrike Guérot:

Deine Meinung zu Ulrike Guérot:

Monika Grütters

Monika Grütters                        © Christof Rieken

Warum sollte Monika Grütters als erste Frau ins Schloss Bellevue?

Wenn es einen Posten in der Bundesregierung gibt, der etwas Präsidentielles hat, dann ist es der der „Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin und Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien“ – abgekürzt: Kulturstaatsministerin. Die Amtsinhaberin darf Ausstellungen und Feste eröffnen, Reden halten, an Symposien teilnehmen, sprich: ein bisschen Bundespräsidentin spielen. Beste Voraussetzungen eigentlich für das Schloss Bellevue. Dass bisher noch kein Amtsinhaber zum Kandidaten erkoren wurde, liegt wohl vor allem daran, dass es diesen Posten erst relativ kurz, seit 1998, gibt.

Monika Grütters, geboren 1962 in Münster, machte 1981 ihr Abitur an der dortigen Marienschule. Ihr Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und Politikwissenschaft in Münster und Bonn schloss sie 1989 ab. Zunächst war sie im kulturellen Bereich (Oper, Museum, Verlag) tätig, bevor sie 1992 eine Stelle als Pressesprecherin in der Berliner Senatsverwaltung  antrat. 1995 wurde Monika Grütters, die seit 1983 der CDU angehört, in das Berliner Abgeordnetenhaus gewählt. Hier war sie auch kulturpolitische Sprecherin ihrer Fraktion. Zehn Jahre später erfolgte der Wechsel in den Bundestag. Von 2009 bis 2013 war sie hier Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Medien. So war Monika Grütters, die die CDU Berlin 2013 als Spitzenkandidatin in den Bundestagswahlkampf führte, nach der Wahl eine natürliche Kandidatin für das Amt der Kulturstaatsministerin. Ihre Arbeit der letzten Jahre erfuhr größtenteils Lob, wobei ihr das geplante Kulturgutschutzgesetz auch viel Kritik einbrachte.

Eine Bundespräsidentin Monika Grütters könnte insbesondere im Kulturbereich wirken und sich (weiterhin) für eine stärkere Rolle der Kultur in unserer Gesellschaft einsetzen. Als aktives Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken könnte sie auch im interreligiösen Dialog aktiv werden.

Weitere Informationen über Monika Grütters:

Persönliche Website von Monika Grütters

Wikipedia-Eintrag über Monika Grütters

Artikel über Monika Grütters in der taz (Thema: Porträt, 04.11.2015)

Artikel über Monika Grütters in Deutschlandradio Kultur (Thema: 2. Amtsjahr, Kulturgutschutzgesetz, 29.12.2015)

Gespräch mit Monika Grütters:

Deine Meinung zu Monika Grütters: