Steffi Czerny

stefficzernyampultjpg-27-05-2015-16-40© Burda

Warum sollte Steffi Czerny als erste Frau ins Schloss Bellevue?

Welche Macht hat eine Bundespräsidentin? Kaum eine. Zumindest verfassungsrechtlich. Zur Pflicht gehört es, Regierungen formal zu ernennen und zu entlassen und Gesetze zu unterschreiben. Alles andere ist Kür. Und somit abhängig von der Person, die von der Bundesversammlung für fünf Jahre ins Schloss Bellevue gewählt wird. Viel wird davon gesprochen, eine gute Bundespräsidentin müsse gut reden können. Das mag zum Teil stimmen. Aber es ist nicht alles. Horst Köhlers Redekünste ließen zu wünschen übrig und doch kam er sehr gut in der Bevölkerung an. Es ist also mehr als nur Reden. Es ist auch die Wirkung auf die Menschen. Ist die oberste Repräsentantin des Staates zu abgehoben oder bodenständig? Kann sie sich gleichzeitig auf der großen Bühne bewegen, Staatsdiners geben, die Queen besuchen und von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen über die Märkte gehen und mit den Menschen reden? Es ist also ein Allroundtalent gesucht. Ein solches gibt es in Deutschland, kaum bekannt und doch bestens vernetzt. Steffi Czerny arbeitet seit zwanzig Jahren für den Burda-Verlag und bringt mit der von ihr miterfundenen Konferenz Digital Life Design (DLD) seit 2005 die führenden Köpfe der Digitalszene zusammen. Sie tut dies locker und bodenständig, man käme kaum auf den Gedanken, dass die Denker und Lenker Palo Altos sich bei ihr die Klinke in die Hand geben. Sie bewegt sich in der digitalen Welt und ist doch in Kreuth zu Hause. Mit der selben Entschlossenheit und Bodenständigkeit käme sie auch im Bellevue sehr weit.

Steffi Czerny, geboren 1954 und aufgewachsen am Tegernsee, studierte Politik- und Kommunikationswissenschaften. Wie viele Frauen ihrer Generation ging sie zunächst nicht einer Karriere nach, sondern zog vier Kinder groß. Erst nach ihrem 40. Lebensjahr kam sie zum Burda-Verlag. Hier kümmerte sie sich schnell um digitale Themen, war 2005 Mitgründerin von DLD Media, die sie als Managing Director seither auch leitet. Die Digitalkonferenzen finden weltweit statt und haben mittlerweile auch Ableger, unter anderem DLD Women.

Eine Bundespräsidentin Steffi Czerny könnte den Graben, der sich in den letzten Jahren scheinbar zwischen Bevölkerung und Politik aufgetan hat, versuchen zu schließen. Sie wäre zudem die erste digitale Präsidentin Deutschlands. Auch könnte sie gerade im Bereich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf wirken.

Weitere Informationen über Steffi Czerny:

Artikel über Steffi Czerny in der Süddeutschen Zeitung (Thema: , 21.07.2014)

Artikel über Steffi Czerny in Edition F (Thema: , 21.07.2014)

Artikel über Steffi Czerny im Handelsblatt (Thema: Ratschläge, 09.09.2015)

Gespräch mit Steffi Czerny in Wired auf Englisch (Thema: DLD, 06.03.2014)

Porträt über Steffi Czerny:

Deine Meinung zu Steffi Czerny:

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger

sabine-leutheusser-schnarrenberger1    © liberale.de

Warum sollte Sabine Leutheusser-Schnarrenberger als erste Frau ins Schloss Bellevue?

Nein, die FDP sitzt zur Zeit nicht im Bundestag. Wie alle anderen Parteien, die in mindestens einem Landtag vertreten ist, stehen ihr dennoch Delegierte in der Bundesversammlung zu. Zur Zeit sind dies 31. Da die Wahl durchaus knapp werden könnte, würde die FDP eventuell als Zünglein an der Waage agieren. Sie könnte aber auch eine eigene Kandidatin aufstellen und für diese bei den anderen Parteien werben. Die FDP stellte zweimal den Bundespräsidenten. Theodor Heuss war der erste Bundespräsident der Bundesrepublik, in den 1970er folgte mir Walter Scheel der zweite. Zuletzt stellte die FDP 1994, bei der Wahl von Roman Herzog, mit Hildegard Hamm-Brücher eine eigene Kandidatin auf. 2017 könnte die FDP mit Sabine Leutheusser-Schnarrenberger erneut ein liberales Urgestein nominieren. Sie gehört zu der seltenen Spezies, die aufgrund von persönlichen politischen Überzeugungen Amt auch mal Amt sein lässt und von diesem zurücktritt. So geschehen 1996. Ihre Partei unterstützte die akustische Wohnraumüberwachung als Teil des sogenannten Großen Lauschangriffs. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger tat dies nicht und trat konsequenterweise als Justizministerin zurück. In den vier schwarz-gelben Jahren unter Angela Merkel nahm sie dieses Amt ein zweites Mal wahr. Als Kandidatin für das Schloss Bellevue wäre sie die konsequenteste Wahl, wenn es darum geht, Joachim Gaucks Hauptthema, der Freiheit, weiter einen prominenten Platz einzuräumen. Nur täte Sabine Leutheusser-Schnarrenberger dies als Vertreterin des digitalen Zeitalters. Mit ihr könnte sich die FDP positiv profilieren. Auch von anderen Parteien dürfte sie in der Bundesversammlung Stimmen bekommen, beispielsweise von der Piratenpartei.

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger kam 1951 in Minden zur Welt. Nach ihrem Abitur 1970 studierte sie in Göttingen und Bielefeld Rechtswissenschaft. 1978 legte sie ihr zweites Staatsexamen ab. Von 1979 bis 1990 arbeitete sie beim Deutschen Patentamt in München. Der FDP gehört sie seit 1978 an, von 1990 bis 2013 war sie Mitglied des Bundestags. Von 1992 bis 1996 und erneut von 2009 bis 2013 war Sabine Leutheusser-Schnarrenberger Bundesministerin der Justiz. Sie war die erste Frau in diesem Amt.

Eine Bundespräsidentin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger könnte sich im digitalen Zeitalter insbesondere dem Thema der Privatsphäre widmen. Gerade gegenüber Politik und Wirtschaft könnte sie hier mahnend wirken.

Weitere Informationen über Sabine Leutheusser-Schnarrenberger:

Persönliche Website von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger

Wikipedia-Eintrag über Sabine Leutheusser-Schnarrenberger

Gespräch mit Sabine Leutheusser-Schnarrenberger in der Zeit (Thema: Privatsphäre im Netz, 10.03.2011)

Gespräch mit Sabine Leutheusser-Schnarrenberger im Deutschlandfunk (Thema: ihre politische Karriere, Europa, 26.11.2015)

Gespräch mit Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (Thema: Vorratsdatenspeicherung):

Deine Meinung zu Sabine Leutheusser-Schnarrenberger:

Susanne Baer

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Warum sollte Susanne Baer als erste Frau ins Schloss Bellevue?

Eine Bundespräsidentin, die sich in Theorie & Praxis (in der Lehre und am Gericht) wohlfühlt, die polyglott (siehe Video unten) und feministisch ist, mit einer Frau verpartnert, die reden kann und Humor hat: Kann es so eine Kandidatin geben? Käme so eine Frau ins Schloss Bellevue? Mit Susanne Baer auf jeden Fall. Sie wäre eine potenzielle Kandidatin für ein sogenanntes linkes Bündnis in der Bundesversammlung. SPD und Grüne hatten sie bereits gemeinsam für das Bundesverfassungsgericht vorgeschlagen. Beide Parteien könnten sie auch fürs Bellevue unterstützen. Für Linkspartei und Piraten sollte Susanne Baer ebenfalls wählbar sein.

Susanne Baer, geboren 1964 in Saarbrücken, studierte Rechts- und Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin und erhielt 1993, zwei Jahre nach ihrem zweiten Staatsexamen, einen Master of Law an der University of Michigan. 1995 promovierte sie in Frankfurt, 2000 habilitierte sie an der Humboldt-Universität. Seit 2002 hat sie hier eine Professur inne. Spezialisiert hatte Susanne Baer sich auf Geschlechterstudien. Sie gründete das GenderKompetenzZentrum, dass sie acht Jahre lang leitete. 2009 erhielt sie einen Ruf an ihre Alma Mater in Michigan und erhielt von dieser auch 2014 die Ehrendoktorwürde verliehen. 2010 einigten sich SPD und Grüne auf Susanne Baer als gemeinsame Kandidatin für das Bundesverfassungsgerichts. Seit 2011 ist sie dort Richterin am ersten Senat.

Eine Bundespräsidentin Susanne Baer könnte sich insbesondere für die weitere Gleichstellung von Frauen und Männern einsetzen. Zudem würde allein die Tatsache, dass sie mit ihrer Frau Deutschland nach innen und außen repräsentiert ein Signal setzen.

Weitere Informationen über Susanne Baer:

Website von Susanne Baer bei der Humboldt-Universität

Website von Susanne Baer beim Bundesverfassungsgericht 

Wikipedia-Eintrag über Susanne Baer

Gespräch mit Susanne Baer auf DRadioWissen (Thema: ihr Alltag als Verfassungsrichterin, 20.12.2014)

Gespräch mit Susanne Baer im Zeit-Magazin (Thema: ihr Umgang mit Grenzen, 24.11.2011)

Vortrag von Susanne Baer an der Yale Law School (auf Englisch):

Deine Meinung zu Susanne Baer:

Muhterem Aras

Muhterem Aras©SWR

Warum sollte Muhterem Aras als erste Frau ins Schloss Bellevue?

In den deutschen Landtagen ist die Emanzipation schon etwas weiter vorangeschritten als im Schloss Bellevue. In acht von 16 Landtagen wurde bereits eine Frau zur Präsidentin gewählt – in manchen auch mehrere. Vergangenen Monat kam das neunte Bundesland hinzu. Mit Muhterem Aras wurde in Baden-Württemberg erstmals eine Frau an die Spitze des Landtagspräsidiums gewählt. Zudem auch zum ersten Mal eine Migrantin und Muslima. Natürlich würde die Wahl von Muhterem Aras zur Bundespräsidentin – gerade in einer Zeit, in der Integration ein so wichtiges Thema ist – ein Zeichen setzen. Mit ihrer Lebensgeschichte und ihrem jüngeren politischen Erfolg verkörpert sie geradezu gelungene Integration.

Muhterem Aras wurde 1966 in einem ostanatolischen Dorf in der Türkei als Tochter alevitischer Kurden geboren. Mit zwölf Jahren kam sie mit ihrer Familie nach Deutschland. Hier machte sie zunächst ihren Hauptschulabschluss, später ihr Abitur. Anschließend studierte sie Wirtschaftswissenschaften in Hohenheim und gründete 1999 ihr eigenes Steuerberatungsbüro. Politisch engagiert sich Muhterem Aras seit 1992 bei den Grünen. 1999 wurde sie in den Stuttgarter Gemeinderat gewählt und war hier ab 2007 Fraktionsvorsitzende. 2011 erfolgte die Wahl in den Landtag Baden-Württembergs. Bei ihrer Wiederwahl 2016 erzielte sie das beste Ergebnis aller Landtagskandidaten.

Eine Bundespräsidentin Muhterem Aras könnte insbesondere ihr Augenmerk auf die Bedeutung von Bildung für erfolgreiche Integration richten.

Weitere Informationen über Muhterem Aras:

Persönliche Website von Muhterem Aras

Wikipedia-Eintrag über Muhterem Aras

Artikel über Muhterem Aras im Handelsblatt (Thema: ihre Biographie, 18.03.2011)

Gespräch mit Muhterem Aras im Südkurier (Thema: ihre Wahl zur Landtagspräsidentin, 18.05.2016)

Gespräch mit Muhterem Aras:

Deine Meinung zu Muhterem Aras:

Margarethe von Trotta

940x528© Stephan Rumpf

Warum sollte Margarethe von Trotta als erste Frau ins Schloss Bellevue?

Kaum eine Frau – ja, kaum eine Person – hat sich in den letzten Jahrzehnten so mit der Geschichte deutscher Frauen auseinandergesetzt wie Margarethe von Trotta. Ihr verdanken wir historische-biographische Filme zu Rosa Luxemburg, Hildegard von Bingen, den Frauen der Rosenstraße und jüngst Hannah Arendt. Ein Mensch, der so in Einklang steht mit der jüngeren deutschen Geschichte und mit der Bedeutung, die Frauen hierin haben, wäre eine hervorragende Kandidatin, um als erste Frau ins Bellevue einzuziehen.

Margarethe von Trotta wurde 1942 in Berlin geboren, schloss zunächst die höhere Handelsschule ab, holte ihr Abitur 1960 nach und studierte zunächst Kunst in Düsseldorf, anschließend Germanistik und Romanistik in München. Statt ihr Studium zu beenden, nahm sie Schauspielunterricht. Mit Erfolg: In den 1970er Jahren spielte sie in mehreren Filmen von Rainer Werner Fassbinder und Volker Schlöndorff, den sie 1971 auch heiratete. Mitte der 1970er Jahre begann sie auch Regie zu führen. Sie erhielt hierfür zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Goldenen Löwen und die Goldene Kamera. Ihr jüngster Film, Die abhandene Welt, erschien 2015.

Eine Bundespräsidentin Margarethe von Trotta könnte unter anderem für die weitere Gleichberechtigung von Frauen und Männern wirken, aber auch die Deutschen mahnend an ihre Geschichte erinnern.

Weitere Informationen über Margarethe von Trotta:

Wikipedia-Eintrag über Margarethe von Trotta

Gespräch mit Margarethe von Trotta im SZ-Magazin (Thema: ihr Leben, Oktober 2012)

Gespräch mit Margarethe von Trotta in der Süddeutschen Zeitung (Thema: ihre Filme, 11.05.2015)

Vortrag von Margarethe von Trotta:

Deine Meinung zu Margarethe von Trotta:

Anke Spoorendonk

Anke Spoorendonk© Lars Salomonsen, ssw.de

Warum sollte Anke Spoorendonk als erste Frau ins Schloss Bellevue?

Wenig bekannt ist, dass auch die vier anerkannten Minderheiten zum Teil in der Bundesversammlung vertreten sind. Neben den Sorben und den in Deutschland lebenden Sinti und Roma sind dies auch die Friesen und die Dänen. Letztere werden von einer eigenen Partei, dem Südschleswigschen Wählerverband (SSW) vertreten. Dieser ist aufgrund des Minderheitenstatus in Schleswig-Holstein von der Fünfprozenthürde ausgenommen. Da die Landtage die Hälfte der Vertreter der Bundesversammlung bestimmen, wählt somit auch mindestens immer ein Vertreter des SSW den Bundespräsidenten mit. Dementsprechend könnte auch der SSW eine eigene Kandidatin aufstellen. Dieses Recht hat der SSW aber in der Vergangenheit nicht wahrgenommen.

Eine offensichtliche Kandidatin ist die mehrfache Spitzenkandidatin des SSW und jetzige stellvertretende Ministerpräsidentin Schleswig-Holsteins Anke Spoorendonk. Geboren 1947 auf der deutschen Seite des deutsch-dänischen Grenzgebiets, besuchte sie zunächst das dänische Gymnasium in Flensburg und studierte anschließend Germanistik und Geschichte in Kopenhagen. Nach ihrem Studium kehrte sie an ihr Gymnasium, der Duborg-Skolen, zurück, um hier Lehrerin zu werden. Im SSW engagiert sich Anke Spoorendonk seit Jahrzehnten und war zunächst ab 1990 Kreistagsabgeordnete in Schleswig-Flensburg. Im Landtag sitzt sie nunmehr seit 1996. Nach der Landtagswahl 2012 trat der SSW erstmals in die Landesregierung ein. Anke Spoorendonk wurde daraufhin Ministerin für Justiz, Kultur und Europa. Für ihren Einsatz für die dänische Minderheit in Deutschland wurde Anke Spoorendonk 2008 von Königin Margarethe von Dänemark zur Ritterin des Dannebrog-Ordens ernannt.

Eine Bundespräsidentin Anke Spoorendonk könnte sich aufgrund ihrer persönlichen wie politischen Erfahrung als Mitglied einer Minderheit insbesondere in der Vermittlung zwischen Deutschen mit und ohne Migrationshintergrund und im Bereich der Integration einsetzen.

Weitere Informationen über Anke Spoorendonk:

Persönliche Website von Anke Spoorendonk

Wikipedia-Eintrag über Anke Spoorendonk

Artikel über Anke Spoorendonk in Cicero (Thema: ihre politische Karriere, 16.12.2012)

Gespräch mit Anke Spoorendonk im Flensburg-Journal (Thema: Eintritt in die Landesregierung, 01.07.2012)

Gespräch mit Anke Spoorendonk:

Gespräch mit Anke Spoorendonk auf RTLNord. Video ist leider nicht einbettbar.

Deine Meinung zu Anke Spoorendonk:

Christine Hohmann-Dennhardt

Christine Hohmann-Dennhardt
© Daimler

Warum sollte Christine Hohmann-Dennhardt als erste Frau ins Schloss Bellevue?

Die nächste Bundesversammlung fällt in eine politisch heikle Phase. Nur sechs Monate vor der Bundestagswahl muss in der Bundesversammlung eine Mehrheit für einen Kandidaten oder hoffentlich einer Kandidatin für das Schloss Bellevue gefunden werden. Dies stellt die regierende Große Koalition vor die Herausforderung, ob sie sich auf einen gemeinsamen Vorschlag einigen können oder ob sich die Union oder die SPD, die Bundestagswahl im Auge, nach anderen Mehrheiten umschauen. Bei der ersten Variante dürfte die Wahl nicht leicht fallen. Eine Kandidatin, die sowohl für CDU/CSU als auch für die SPD wählbar sein könnte, ist Christine Hohmann-Dennhardt. Sie hat als Landesministerin und Verfassungsrichterin die nötige Erfahrung. Sie ist Sozialdemokratin, aber als erfolgreicher Vorstand bei Daimler könnte die Managerin auch für die Union eine wählbare Kandidatin sein.

Christine Hohmann-Dennhardt kam 1950 in Leipzig zur Welt. Aus politischen Gründen verließen ihre Eltern kurze Zeit später die DDR. Nach dem Abitur studierte sie Jura und legte 1975 das 2. juristische Staatsexamen ab. Von 1975 bis 1977 lehrte sie an der Universität Hamburg, danach für vier Jahre an der Goethe-Universität in Frankfurt, wo sie auch 1979 promovierte. Anschließend war sie Richterin an verschiedenen Sozialgerichten und von 1984 bis 1989 Direktorin des Sozialgerichts Wiesbaden. 1989 erfolgte der Schritt in die Politik – in Frankfurt wurde sie zur Sozialdezernentin berufen. Von 1991 bis 1995 war sie Justizministerin, danach bis 1999 Wissenschaftsministerin in Hessen. Die folgenden 12 Jahre war Christine Hohmann-Dennhardt Richterin im Ersten Senat des Bundesverfassungsgerichts. Nach ihrem Ausscheiden aus dem Richteramt wurde sie in der Daimler AG zum ersten weiblichen Vorstandsmitglied berufen. Hier ist sie seit 2011 zuständig für den Bereich „Integrität und Recht“. Ihr Vertrag wurde 2014 um weitere drei Jahre verlängert.

Eine Bundespräsidentin Christine Hohmann-Dennhardt könnte sich in verschiedenen sozialen Bereichen engagieren, aufgrund ihrer Erfahrungen als Politikerin, Richterin und als Vorstand bei Daimler insbesondere in einem aktuellen Thema wie der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Weitere Informationen über Christine Hohmann-Dennhardt:

Wikipedia-Eintrag über Christine Hohmann-Dennhardt

Artikel über Christine Hohmann-Dennhardt in der F.A.Z. (Thema: ihr beruflicher Werdegang, 20.02.2012)

Artikel über Christine Hohmann-Dennhardt im Wall Street Journal (Thema: Compliance, 15.01.2014)

Porträt über Christine Hohmann-Dennhardt:

Deine Meinung zu Christine Hohmann-Dennhardt:

Eva Lohse

Eva Lohse
© ludwigshafen.de

Warum sollte Eva Lohse als erste Frau ins Schloss Bellevue?

Es ist erstaunlich, dass bisher nur ein Bundespräsident vorher auch Bürgermeister einer Stadt war. Richard von Weizsäcker war drei Jahre vor seiner Wahl zum Bundespräsidenten zum Regierenden Bürgermeister Berlins gewählt worden. Dabei sind Oberbürgermeister deutscher Großstädte eigentlich ideale Kandidaten für das Schloss Bellevue. Im Repräsentieren sind sie geübt. Allerdings werden zur Zeit nur fünf der 50 größten Städte Deutschlands von Frauen regiert. Eva Lohse sticht hier hervor. Sie ist bereits seit 14 Jahren im Amt, war mehrfach für landespolitische Aufgaben im Gespräch und ist von ihren Kollegen vor kurzem zur Präsidentin des Deutschen Städtetages gewählt worden. Zudem gelang es der Christdemokratin Eva Lohse in der sozialdemokratisch geprägten Arbeiterstadt Ludwigshafen zwei Mal zum Stadtoberhaupt gewählt zu werden, was dafür spricht, dass sie auch als Bundespräsidentin überparteilich wirken könnte.

Geboren 1956 in Ludwigshafen studierte nach dem Abitur von 1976 bis 1982 Rechtswissenschaften in Heidelberg, Freiburg und Genf. Nach Referendariat und zweiten juristischem Staatsexamen war sie u.a. in der Kreisverwaltung Bad Dürkheim und dem rheinland-pfälzischen Innenministerium tätig. Von 1996 bis 2001 war sie Dozentin an der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung in Mannheim. Das CDU-Mitglied Eva Lohse saß von 1994 bis 2001 im Ludwigshafener Stadtrat bevor sie 2001 als erste Frau und erste Christdemokratin zur Oberbürgermeisterin Ludwigshafens gewählt wurde. 2009 wurde sie im Amt bestätig. Seit 2015 ist Eva Lohse Präsidentin des Deutschen Städtetages.

Eine Bundespräsidentin Eva Lohse könnte aufgrund ihrer kommunalpolitischen Erfahrungen vor allem in der Integration von Einwanderern und Flüchtlingen engagieren und hier als Mittlerin tätig sein.

Weitere Informationen über Eva Lohse:

Wikipedia-Eintrag über Eva Lohse

Artikel über Eva Lohse in der Bayererischen Staatszeitung (Thema: Wahl zur Städtetagspräsidentin, 19.06.2015)

Gespräch mit Eva Lohse in der Stuttgarter Zeitung (Thema: Kommunalpolitik, 08.07.2015)

Gespräch mit Eva Lohse:

Deine Meinung zu Eva Lohse:

Rachel Salamander

Rachel Salamander© Stephan Rumpf

Warum sollte Rachel Salamander als erste Frau ins Schloss Bellevue?

1967 wurde der damalige Erste Bürgermeister Hamburgs Herbert Weichmann als Kandidat für das Bundespräsidentenamt gehandelt. Der jüdische Politiker, der den Holocaust in der Emigration in den USA überlebt hatte, lehnte ab. Als 1993 der Vorschlag aufkam, den damaligen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland Ignatz Bubis zum Bundespräsidenten zu wählen, lehnte auch dieser ab. Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung würde es weder verstehen noch akzeptieren, so Bubis. Nun hat sich in den vergangenen Jahrzehnten viel getan. Die meisten heute in der Öffentlichkeit stehenden Juden und Jüdinnen gehören der Generation an, die nach dem Holocaust zur Welt kam. Sie haben meist einen anderen Blick auf Deutschland als ihre Elterngeneration. Mittlerweile hat sich aber auch das Verhältnis von deutschen Juden und Nichtjuden geändert, ist selbstverständlicher geworden. Wäre es also ein halbes Jahrhundert nachdem Herbert Weichmann für dieses Amt gehandelt wurde, möglich, dass eine Jüdin unsere erste Bundespräsidentin wird? Ich denke ja und werde auf „Unsere erste Bundespräsidentin“ auch einige jüdische Kandidatinnen vorstellen.

Rachel Salamander gehört der Generation an, die nach dem Holocaust in Deutschland geboren wurde und hier aufgewachsen ist. Sie setzte sich in ihrem Studium mit dem Judentum, insbesondere jüdischer Kultur und Literatur auseinander und eröffnete 1982 die erste jüdische Buchhandlung in Deutschland. Mit Stationen bei der „Welt“ und der „F.A.Z.“ gehört sie inzwischen zu den führenden deutschen Feuilletonistinnen. Auch in der Politik schätzt man ihre Arbeit, ihr Wissen und Können. Das Angebot, Münchner Kulturreferentin zu werden, lehnte sie ab, da sie noch zu sehr in der Literaturhandlung eingebunden war. Vielleicht könnte man Rachel Salamander ja nun davon überzeugen, für das Schloss Bellevue zu kandidieren.

Rachel Salamander wurde 1949 als Kind von Holocaust-Überlebenden in einem Displaced Persons Camp in Deggendorf geboren. Die Ausreise nach Israel scheiterte an der Krankheit der Mutter, die 1953 in München starb. Nach Auflösung der letzten DP-Lager zog die Familie nach München. Hier studierte Rachel Salamander zunächst Medizin, wechselte dann aber zum Studium der Philosophie, Germanistik und Romanistik. Nach ihrem Studium promovierte sie in der Mediävistik. 1982 eröffnete sie die Literaturhandlung in München, die erste deutsch-jüdische Buchhandlung im Nachkriegsdeutschland. Mittlerweile gibt es sechs weitere Dependancen in Deutschland und Österreich. Von 2001 bis 2013 war sie Herausgeberin der „Literarischen Welt“. Von 2013 bis 2014 leitete sie das F.A.Z.-Literaturforum.

Eine Bundespräsidentin Rachel Salamander könnte sich vor allem in kulturellen Belangen engagieren. Sie könnte sich zudem für den interreligiösen Dialog einsetzen.

Weitere Informationen über Rachel Salamander:

Wikipedia-Eintrag über Rachel Salamander

Artikel über Rachel Salamander in der „F.A.Z.“ (von Marcel Reich-Ranicki zu ihrem 60. Geburtstag, 30.01.2009)

Artikel über Rachel Salamander in „Deutschlandradio Kultur“ (Thema: Die Literaturhandlung, 14.09.2012)

Gespräch mit Rachel Salamander:

Deine Meinung zu Rachel Salamander:

Ilse Aigner

Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft
© Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Technologie und Energie

Warum sollte Ilse Aigner als erste Frau ins Schloss Bellevue?

Es ist schon erstaunlich. Die CSU hat in 12 von bisher 15 Bundesversammlungen den Gewinner unterstützt. Dieser war dann entweder Mitglied von CDU oder FDP – oder im Fall von Joachim Gauck parteilos. Ein CSU-Mitglied ist bis heute noch nicht ins höchste Amt im Staat gewählt worden. Könnte unsere erste Bundespräsidentin daher eine Vertreterin der CSU sein? Ilse Aigner ist zur Zeit wohl die prominenteste Frau in der CSU. Als sie 2008 zur Landwirtschaftsministerin berufen wurde, war sie erst die zweite Frau, die die CSU im Kabinett vertrat. Zur Zeit gilt die stellvertretende Ministerpräsidentin Bayerns als eine mögliche Nachfolgerin Horst Seehofers als Ministerpräsidentin. Könnte Ilse Aigner statt dessen nach Berlin zurückkehren und als erste Frau ins Schloss Bellevue einziehen?

Ilse Aigner wurde 1964 geboren und machte nach der mittleren Reife eine Ausbildung zur Radio- und Fernsehtechnikerin. Sie trat 1985 in die CSU ein. Seit 2011 führt sie den CSU-Bezirksverband Oberbayern an. Nachdem sie zunächst lokalpolitisch aktiv war, zog sie 1994 in den bayerischen Landtag ein. 1998 erfolgte ihre Wahl in den Bundestag. Hier war sie ab 2005 Vorsitzende der CDU/CSU Arbeitsgruppe für Bildung und Forschung. 2008 wurde sie als Nachfolgerin Horst Seehofers zur Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz berufen. 2013 kehrte sie in die bayerische Landespolitik zurück. Sie ist Mitglied des Landtags, Staatsministerin für Wirtschaft und stellvertretende Ministerpräsidentin.

Eine Bundespräsidentin Ilse Aigner könnte sich insbesondere in der Bildungspolitik engagieren, sich aber auch für den ländlichen Raum engagieren.

Weitere Informationen über Ilse Aigner:

Persönliche Website von Ilse Aigner

Wikipedia-Eintrag über Ilse Aigner

Gespräch mit Ilse Aigner in „Welt am Sonntag“ (13.07.2013)

Streitgespräch zwischen Ilse Aigner und Karen Duve in „Die Zeit“ (Thema: Nutztierhaltung, 08.05.2013)

Gespräch mit Ilse Aigner:

Deine Meinung zu Ilse Aigner: